Historischer Ortsrundgang Spiesheim
Geburtshaus Johann Nöth
Der letzte Spiesheimer Wagner (1880-1963)
"De Wooner – Scho" (Wagner – Johann), wie er im Spiesheimer Dialekt genannt wurde, lebte mit seiner Familie in diesem Haus und betrieb hier seine Wagnerei rund 50 Jahre lang, vom Beginn des 20.Jahrhunderts bis 1952.
Die Wagnerhandwerkszunft reicht in Deutschland bis ins 14.Jahrhundert zurück. Nachweislich gab es seit 1681 immer Wagnereien in Spiesheim, welche naturgemäß hauptsächlich die Landwirtschaft versorgten.
Johann Nöth fertigte vor allem Wagenräder aus Holz, die dann vom Schmied noch mit Eisen ummantelt wurden. Diese benötigte man in früheren Zeiten vom Erntewagen bis zur Kutsche.
Adolf Knodt mit Wagenrad 1958
1962 - Kuhfuhrwerk mit "Kronewert Fritz"
(Friedrich Diefenthäler, Cecilia, Holger, Donald und Gilbert)
In seiner Werkstatt entstanden auch weitere Gerätschaften aus Holz, darunter Stiele für Harken, Besen usw., bis hin zu Pflugskarren und Holztoren.
Mit Reparaturarbeiten wurde das Einkommen aufgebessert, wobei eine Tochter, drei Söhne und seine Frau Gertrud den Vater bei leichteren Arbeiten unterstützten, um ihren Beitrag für das bescheidene Familieneinkommen zu leisten.
In den letzten Jahren, bevor die Wagnerei aufgegeben wurde, hat der gelernte Wagner Ernst Stübiger, Kriegsflüchtling aus dem Sudetenland und in Spiesheim sesshaft geworden, Johann Nöth in seinem Betrieb unterstützt und war ihm ein sehr angenehmer und nützlicher Helfer.
Johann Nöth war der letzte Wagner in Spiesheim mit dem diese Zunft in unserem Dorf ausstarb.
Die heutigen Eigentümer, das Ehepaar Hildegard Wingert und Jürgen Leininger, erwarben das ortstypische, denkmalgeschützte Fachwerkhaus 1989 von den Nachfahren von Johann Nöth. Sie restaurierten das Anwesen liebevoll und machten es zu einem weiteren Kleinod der Gemeinde.
Text 12: Heribert Erbes
Bilder: Erich Dexheimer / Ebermayer / Sieglinde Schäffer
Oktober 2016